Es wurde schon in anderen Fachbeiträgen hier bei uns die Tatsache beleuchtet, dass Vitamin D offensichtlich vor Brustkrebs schützen kann. Im folgenden Beitrag wird ein weiterer Aspekt erläutert: Hat man bereits eine Diagnose erhalten, dann ist eine gezielte Einnahme von Vitamin D das Mittel der Wahl, um die Überlebens- und Heilungschancen zu erhöhen.
Patientinnen mit einem Brusttumor und einem hohen Vitamin-D-Spiegel haben eine doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit zu überleben als Frauen mit niedrigem Vitamin-D-Spiegel, berichtet die San Diego School of Medizin (Medizinische Hochschule) der Universität Kalifornien in der Märzausgabe von „Anticancer Research“.
Der Leiter der Untersuchung Dr. Garland, Professor der Abteilung für Präventiv- und Familienmedizin, hatte einen Zusammenhang zwischen den niedrigen Vitamin-D-Spiegeln und dem erhöhten Risiko prämenopausalen Brustkrebs aufgedeckt. Er führte an, dass diese Entdeckung ihn zu der Frage geführt habe, ob es einen Zusammenhang zwischen der Menge an 25-Hydroxy-Vitamin-D (25(OH)D), einem körpereigenen Umwandlungsprodukt aus Vitamin D3, und der Überlebensrate bei Brustkrebs gibt.
Garland und Kollegen führten eine statistische Auswertung von fünf Studien über den 25(OH)D-Status der Patienten während der Diagnose und der Folgezeit mit einer durchschnittlichen Dauer von neun Jahren. Zusammengenommen sind Daten von 4.443 Brustkrebspatienten analysiert worden.
„Die Metaboliten von Vitamin D verbessern die Kommunikation zwischen den Zellen indem sie ein Protein einschalten, das aggressive Zellteilung blockiert,“ sagt Garland „So lange die Vitamin-D-Rezeptoren vorhanden sind, wird sowohl das Tumorwachstum verhindert als auch die expandierende Blutversorgung der Geschwulst in Schach gehalten. Die Vitamin-D-Rezeptoren bleiben den Zellen erhalten, solange der Tumor nicht ein sehr aggressives Stadium erreicht. Das ist der Grund für das bessere Überleben der Patienten mit mehr Vitamin D im Blut.“
Frauen in der Serumgruppe mit viel Vitamin D hatten einen Spiegel von moderaten 30 ng/ml 25(OH)D. Die Gruppe mit wenig Vitamin D entsprach dem US-amerikanischen Durchschnitt von 17 ng/ml. Das ist nur geringfügig mehr als 12 ng/ml, die durchschnittlich in Deutschland gemessen werden.
„Die Untersuchung impliziert, dass die Vitamin-D-Therapie in die Listen der begleitenden Therapien bei Brustkrebs aufgenommen werden soll.“, sagt die Koautorin Heather Hofflich, Privatdozentin der Medizinischen Fakultät.
Dr. Garland empfiehlt, zufällige Placebo-kontrollierte Studien, um die Ergebnisse dieser Untersuchung zu bestätigen, legt aber den Ärzten nahe, zu erwägen, Vitamin D so schnell wie möglich in die Brustkrebsversorgung aufzunehmen und dann möglichst zeitnah die Patienten zu beobachten.
„Es gibt keinen zwingenden Grund, weitere Untersuchungen abzuwarten, um die Vitamin-D-Einahme in die Standardversorgung aufzunehmen, denn die sichere Dosis für die Erreichung des benötigten Spiegels von 30 ng/ml Vitamin D ist bereits bekannt“, sagt Garland.
Eine 2011 von Garland und Kollegen durchgeführte Metaanalyse brachte das Ergebnis, dass ein Serumspiegel von 50 ng/ml zu einer 50 %-gen Reduktion des Risikos führt, an Brustkrebs zu erkranken. Obwohl es Abweichungen in der Absorption von Vitamin D durch den Darm gibt, haben Personen, die 4.000 internationale Einheiten (IE) Vitamin D täglich konsumierten, einen Serumspiegel von 50 ng/ml erreicht. Garland rät den Patienten, ihren Vitamin-D-Spiegel messen zu lassen, bevor sie mit einer zusätzlichen Einnahme beginnen.
Die aktuelle Empfehlung des US-amerikanischen National Institute of Health (Nationales Institut der Gesundheit) lautet 600 IE für Erwachsene und 800 IE für Personen über 70. Das deutsche Pendant, die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, bewegt sich mit ihren Empfehlungen im gleichen Rahmen. Es ist offensichtlich, dass mit solch unseriös niedrigen Dosierungen kein effektiver Schutz aufgebaut werden kann. Das betrifft nicht nur Krebs, sondern auch MS, Diabetes und eine Reihe weiterer Krankheiten1-9. Über die Sicherheit der Vitamin D-Spiegel von 50 ng/ml und auch mehr gibt es eine Vielzahl an Arbeiten.
1. Deng, X. et al.: Magnesium, vitamin D status and mortality: results from US National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES) 2001 to 2006 and NHANES III. BMC. Med.11, 187 (2013).
2. Garland, C. F., French, C. B., Baggerly, L. L. & Heaney, R. P. Vitamin D supplement doses and serum 25-hydroxyvitamin D in the range associated with cancer prevention. Anticancer Res.31, 607-611 (2011).
3. Holick, M. F. & Chen, T. C. Vitamin D deficiency: a worldwide problem with health consequences. Am. J. Clin. Nutr.87, 1080S-1086S (2008).
4. Hollis, B. W. & Wagner, C. L. Vitamin D requirements during lactation: high-dose maternal supplementation as therapy to prevent hypovitaminosis D for both the mother and the nursing infant. Am. J. Clin. Nutr.80, 1752S-1758S (2004).
5. Lindqvist, P. G. et al. Avoidance of sun exposure is a risk factor for all-cause mortality: results from the MISS cohort. J. Intern. Med. (2014).
6. Shahbeigi, S. et al. Vitamin d3 concentration correlates with the severity of multiple sclerosis. Int. J. Prev. Med.4, 585-591 (2013).
7. Vieth, R. What is the optimal vitamin D status for health? Prog. Biophys. Mol. Biol.92, 26-32 (2006).
8. Vieth, R. Effects of Vitamin D on Bone and Natural Selection of Skin Color: How Much Vitamin D Nutrition are We Talking About? 2003. Kluwer Academic/Plenum Publishers, New York.
9. Wagner, C. L., Hulsey, T. C., Fanning, D., Ebeling, M. & Hollis, B. W. High-dose vitamin D3 supplementation in a cohort of breastfeeding mothers and their infants: a 6-month follow-up pilot study. Breastfeed. Med.1, 59-70 (2006).